Mitteleuropa. — Das Deutsche Reich.
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Nitteleuropa.
Überblick.
Bestandteile. Mitteleuropa umfaßt das Deutsche Reich, Österreich-
Ungarn, die Schweiz, das Großherzogtum Luxemburg, das Königreich Belgien
und das Königreich der Niederlande (Holland). Es besteht also aus mehreren
selbständigen Staaten.
Die Bevölkerung ist zum weitaus größten Teile deutsch.
Bodengestalt und Abdachung. Der Norden ist Tiefland (das Nord-
deutsche, Holländische und Belgische Tiefland), die Mitte Mittelgebirgsland
(die Deutschen Mittelgebirge), der südlichste Teil ist Hochgebirge (die Alpen).
Demnach hat der Boden von Mitteleuropa einen stufenartigen Aufbau. Er dacht
sich nach Norden ab.
Dieser Bodengestaltung entspricht auch die Hauptrichtung der mitteleuro-
peitschen Flüsse pou Süden nach Norden. Dorthin fließen Rhein, Ems, Weser,
Elbe, Oder, Weichsel und Memel. Nur die Donau geht nach Osten. In welche
Meere münden diese Flüsse?
Der größte und wichtigste Staat Mitteleuropas ist das Deutsche Reich,
unser Vaterland.
Das Deutsche Reich.
Geographische Lage. Das Deutsche Reich erstreckt sich von 471/2°
bis fast 56° n. Br.; es gehört demnach der nördlichen gemäßigten Zone an.
Seiner geographischen Länge nach dehnt es sich von 6° bis 23° östl. von
Greenwich (grinitsch) aus; es fällt somit in das Gebiet der mitteleuropäischen Zeit.
Diese wird bestimmt nach dem Meridian von Stargard = 15° östl. L.
Verkehrslage und politische Grenzen. Deutschland liegt in der
Mitte Europas; die größten und mächtigsten Staaten des Festlandes umklam-
meru es; diese Grenzländer sind: im Osten das Kaisertum Mußland und das
Kaisertum Osterreich, im Süden gleichfalls das Kaisertum Österreich, im Süd-
westen die Schweiz, im Westen die Republik Frankreich und das Großherzogtum
Luxemburg, im Nordwesten die Köniareiche Belgien und Holland und im Norden
das Königreich Dänemark. Mit Rücksicht auf seine geographische Lage nennt man
Deutschland das Herzland Europas.
Günstig ist diese Lage für den Binnenverkehr, ungünstig dagegen im Kriegsfalle.
Naturgrenzen. Das Deutsche Reich wird vom Kaisertum Österreich im
Süden durch die Alpen, im Osten durch die Salzach, den Inn, den Böhmerwald,
das Erzgebirge und die Sudeten geschieden. Im Norden sichern es die Nord- und
Ostsee. Gegen Rußland, Frankreich, Belgien und Holland sind jedoch Deutschlands
Grenzen (von den Vogesen abgesehen) völlig offen und bedürfen eines künstlichen
Schutzes. Diesen gewähren zahlreiche Festungen längs der West- und Ostgrenze des
Reiches. Deutschlands Grenzen sind nur teilweise von der Natur vorgezeichnet.
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Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Nitteleuropa Mitteleuropa Deutsche_Reich Ungarn Luxemburg Belgien Niederlande Holland Mitteleuropa Rhein Donau Mitteleuropas Deutsche_Reich Stargard Deutschland Europas Kaisertum_Mußland Kaisertum_Osterreich Schweiz Frankreich Luxemburg Belgien Holland Königreich_Dänemark Deutschland Europas Böhmerwald Frankreich Belgien Holland Deutschlands Deutschlands
Das Deutsche Reich. 43
und nach Westen (gegen Württemberg) ist sie offen. An ihrem Nordrande zieht
die Donau hin, Südbayerns größter Fhift. Bei Regensburg öffnet sich zwischen
Jura und Bayerischem Wald eine breite Pforte gegen Norden, im Junta! gegen
Süden. So ist die Hochebene ein wichtiges Durchgangsland des Verkehrs (Orient-
Expreßzug Paris—münchen—konstantinopel, Nord-Süd-Expreßzug Berlin—
München—rom).
Bewässerung. Die Hochebene senkt sich von Süden nach Norden,
weshalb sich ihre zahlreichen Gewässer: Jller, Lech, Isar, Inn mit Salzach in
der Donau sammeln. Die südliche Halste des Vorlandes schmücken überdies
malerische Seen, so der Würm- oder Starnberger See und der Chiemsee „das
Bayerische Meer". Die Schwäbisch-Bayerische Hochfläche ist also reich, im Süden
sogar überreich bewässert.
Erzeugnisse. Die seenreiche Südhälfte (s. Abb. S. 40 unten). Im
südlichen Seengebiet ist das Klima noch rauh (München 520 m) und der Boden
besteht vielfach aus Kies, Sand und Moor. Wiese und Wald überwiegen darum
wie in den Alpen.
Die Einzelsiedelnng ist noch häusig; als Eisenbahnmittelpunkt ragt Rosen-
heim hervor.
Die seenfreie Nordhälfte (f. Abb. S. 43). Auch die seenfreie Nordhälfte
der Ebene ha^ noch unergiebige Strecken wie die H eiden um München und Angsburg
und die Moore an der Isar, dem Inn und der Donau. Der weitaus größte Teil
aber ist fruchtbares Getreideland, ja die Gegend um Straubing heißt geradezu
„Bayerns Kornkammer". Weinbau fehlt; doch wird in den tiefergelegenen und darum
wärmeren Gegenden, besonders im Inn- und Donautal, viel Obst, im Donautal
auch Gerste und Hopsen zur Bereitung des Bieres gebaut. Das Bayerische Alpen-
Vorland ist hauptsächlich ein Gebiet der Landwirtschaft.
Politische Zugehörigkeit und Siedelungen. Die Schwäbisch-Baye-
rische Hochebene gehört nahezu ganz zum Königreich Bayern. Der größte Ort des
Gebietes ist München, die Haupt- und Residenzstadt des Königreichs, 600000 Einw.,
an der Isar gelegen. Die Stadt ragt hervor durch ihre zahlreichen Kunstsamm-
hingen, ihre Großbrauereien und einen starken Fremdenverkehr; sie ist ferner der Sitz
einer Universität, einer Technischen Hochschule und einer Akademie der Künste. Isar-
abwärts folgt Lands Hut. Am Lech liegt Augsburg mit altberühmtem Rathaus,
mit Spinnereien und Webereien (120000 Einw.). An der Donau die Festung Jngol-
stadt, an der österreichischen Grenze Passau am Zusammenflusse von Donau und Inn
in malerischer Lage.
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141
Hamburg 1,88 m; die Springfluten und namentlich die vom
Nordwestwind verursachten Sturmfluten sind aber beträchtlich
höher. — Wie weit die Flutwelle in die Flüsse hinaufsteigt, ist
außer von den für die betreffende Küste in Frage kommenden
allgemeinen Umständen namentlich von lokalen Ursachen (Breite
und Tiefe der Mündung, Flußströmung) abhängig. In die
Weser dringt die Flutwelle bis 67 km (unterhalb Bremens), in
die Elbe 150 km (oberhalb Hamburgs), in die Themfe bis 90 km
(oberhalb Londons), in den Lorenzstrom 750 km und in den
Amazonenstrom gar fast 1000 km ein.
Wie ist nun diese Erscheinung der Gezeiten zu erklären?
Da sich Ebbe und Flut von einem Tage zum andern um
50 Minuten verspäten, also ungefähr um die Zeit, welche der
Mond für einen Ort auf der Erde später als am vorhergehenden
Tage kulminiert, so hat man schon seit langer Zeit erkannt,
daß der Mond aus den Eintritt der Gezeiten von Einsluß ist.
Die verschiedene Höhe der Flut zur Zeit der oben genannten
Mondphasen weist serner darauf hin, daß die Stellungen des
Mondes zur Erde und zur Sonne für die Gezeiten nicht ohne
Bedeutung sein können. Die Ursachen sür das Entstehen von
Ebbe und Flut müssen also in den Einwirkungen liegen, welche
Sonne und Mond aus unsere Erde ausüben, und zwar kommt
hier die Anziehung in Frage, welche letztere von jenen beiden
Himmelskörpern erfährt. — Nach dem Newtonschen Gravitations-
gesetz stehen die Anziehungskräfte zweier Körper im geraden Ver-
Hältnisse ihrer Massen und im umgekehrten Verhältnisse der
Quadrate ihrer Entfernungen. Die Masse der Sonne ist rund
320000 mal so groß als die der Erde,*) und diese hat wieder die
80 fache Masse des Mondes. Also ist die Masse der Sonne
320000. 80 mal so groß als die des Mondes. Da die Sonne
nn Mittel 150000000 km, der Mond 384000 km von der Erde
entfernt ist, so ist die Entfernung der Sonne von der Erde rund
400 mal so groß als die des Mondes. Die Erde erfährt demnach
*) Alle Zahlenangaben in der folgenden Ausführung sind der bequemen
Rechnung und des leichteren Behaltens wegen stark abgerundet.
c
je
Fig. 53.
V
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5. Die Seebcifen.
Da in der Jetztzeit mit ihrem hochentwickelten Schiffsverkehr
die Meere nicht allein Länder voneinander trennen, sondern auch
verbinden, so haben die Küsten eine große Bedeutung in Verkehrs-
geographischer Hinsicht. Diese liegt vor allem in ihrem Reichtum
an brauchbaren Seehäfen begründet. Die Anforderungen, die
in an an einen guten Seehafen stellen muß, sind in erster Linie
Schutz vor den Seewinden und vor der Meeresdünnung, den
durch die Winde aufgewühlten Wellen, und leichte Zugänglichkeit
von der Meerseite aus. Ferner muß er einen brauchbaren Anker-
grund besitzen, der weder zu tief (am besten 10—100 m), noch
rein felsig oder zu weich ist, und endlich am Lande geeigneten
Platz zu Hasenanlagen und Absiedlungen ausweisen. Wenn diese
günstigen Umstände vorhanden sind, so muß, damit sie völlig
ausgenutzt werden können, der Hasen noch ein reiches Hinterland
und gute Verbindung mit diesem haben oder an wichtigen Ver-
kehrslinien gelegen sein (z. B. Aden, Singapur, Southampton
u. a.). Einfache Flachküsten sind gewöhnlich hasenarm und daher
sehr fchwer zugänglich („Eiserne Küste" an Jütlands Westseite,
Deutfch-Südwestasrika). Die Häsen müssen hier durch offene
Ree.den ersetzt werden, also durch Ankergründe, die schutzlos vor
Wind und Wellen oft weit ab vom Strande liegen, und mit
denen der Verkehr von der Küste her durch slachgehende Boote,
meist durch starke Brandungen hindurch, vermittelt werden muß.
Unsere afrikanischen Kolonien haben fast nur offene Reeden.
Durch gewaltige Molen und Wellenbrecher können letztere zu
künstlichen Häsen ausgebildet werden. — Da die Ströme den
Niederungen zueilen, so sind die Flachküsten nicht selten reich an
Flußmündungshäsen. Allein viele große Ströme lagern an ihrer
Mündung eine solche Menge von Sinkstoffen ab, daß sie die An-
legung eines Hafens dadurch unmöglich machen (Rhone, Ebro).
Wo aber die Gezeitenströmung in der Flußmündung eine genügend
tiefe Fahrrinne offen erhält (Hamburg, London), da erlangen
diese Häfen bei leichter Verbindung mit dem Hinterlande durch
die große Wasserstraße eine hohe Bedeutung. Häusig haben der-
artige Flußmündungshäsen einen Vorhafen, in dem die
größten Seeschiffe entweder ihre Ladung ganz oder teilweise
löschen, wenn der Zugang zum Haupthasen sür sie nicht tief
genug ist (Bremerhaven-Bremen, St.nazaire-Nantes, Swinemünde-
Stettin), oder wo sie die Flut abwarten, die sie weiter slußaus-
wärts bringr (Cuxhaven-Hamburg). Offene Buchthäfeu
bieten den Schiffen nur dann genügenden Schutz, wenn sie durch
eine Steilküste vor den vorherrschenden Winden gesichert sind
(Tafelbai); andernfalls müffen riesige Wellenbrecher gebaut werden,
um sie brauchbar zu machen. Geschlossene Buchthäsen (ein-
gestürzte Krater, Atolle) sind ausgezeichuete Häsen. Dasselbe
gilt von den meisten Häsen an ties einschneidenden Talbuchten
(Rias, Fjorde, Föhrden) namentlich dann, wenn sie zugleich
W. Techter, Allgemeine Erdkunde. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Singapur Southampton Deutfch-Südwestasrika Hamburg London St.nazaire-Nantes Stettin Cuxhaven-Hamburg
— 116 —
verbunden sein durch ein Zwischenmeer (Kanal, Sund), oder
durch eine Meeres st raße (Meerenge). Ein Zwischenmeer ist
da vorhanden, wo nahe Gegengestade auf längere Strecken hin
im großen und ganzen parallel verlausen (der Kanal zwischen
England und Frankreich, Skager Rak, Kattegat, Sund); nähern
sich nur Landvorsprünge einander, so wird eine Meeresstraße
gebildet (Straßen von Gibraltar, Aden u. a.). Die Nebenmeere
haben für die Kultureutwicklung der Menschen meist frühere und
größere Bedeutung gehabt als der weite Ozean. Bei ihrer ver-
hültnismäßig geringen Ausdehnung konnten die umwohnenden
Völker über das Wasser hinweg leicht miteinander in Verkehr
treten, und das um so mehr, je stärker die Küsten gegliedert waren.
Von besonderer Bedeutung in verkehrsgeographischer Hinsicht sind
die Mittelmeere geworden, namentlich dann, wenn sie zugleich
Durchgangsmeere sind. In dieser Hinsicht steht das europäische
Mittelmeer obenan. Es war im Altertum die für die Kultur-
eutwicklung bedeutsamste Wasserfläche, weil es die wichtigsten
Kulturvölker dreier Kontinente miteinander in Verkehr brachte;
in der Neuzeit hat es durch den Sueskanal als Durchgangsmeer
noch erhöhten Wert erhalten.
Kap. Iv. Die Wasserhülle (Hydrosphäre).
Das Wasser auf unserer Erde ist in beständigem Kreislaus
begriffen. Auf dem festen Lande und vor allem auf dem Meere
steigt fortwährend infolge der Verdunstung eine ungeheure
Menge von Wasserdampf in die Luft empor und fällt dann in
flüssiger oder fester Form als Regen, Schnee oder Hagel wieder
hernieder. Ein Teil der Niederschläge sickert in den Erdboden
ein, durchtränkt als Grundwasser die oberen Schichten und
tritt in Quellen vielerorts wieder zu Tage. Das von dem
Lande nicht aufgesogene Wasser sammelt sich in kleinen und
größeren Rinnen und eilt als strömendes Wasser weiter, bis
es von einem See oder dem weiten Meere aufgenommen wird,
um dann wieder von neuem den. Kreislauf zu beginnen.
A. Grundwasser und (Quellen.
1. Grundwasser.
Das vou den Niederschlägen in den Erdboden eindringende
Wasser sickert durch die oberen Lagen in die Tiese, bis es eine
undurchlässige Schicht trifft. Undurchlässig sind Tonschichten, so-
bald sie mit Wasser gesättigt sind. Lockerer Boden, wie Sand,
Kies, Geröll, und poröses oder zerklüftetes Gestein lassen das
Wasser leicht hindurch. Wenig durchlässig sind feste Felsmassen;
aber auch sie sind in ihren mikroskopischen Poren von Feuchtigkeit
durchtränkt (Bergfeuchtigkeit). Das in den oberen Erdschichten
enthaltene Grundwasser fehlt sehr wenigen Gegenden ganz; aber
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Niederschlägen
— 223 —
Talgründen im Hochgebirge, die Anlage alter Marschdörfer auf
natürlichen oder künstlichen Erhöhungen, sowie der Umstand, daß
am Ober- und Mittellaufe der meisten Flüsse die Dörfer un-
mittelbar am Wasser, im Gebiete des Unterlaufes dagegen der
Überschwemmungsgefahr wegen weiter abseits liegen. Einen An-
halt sür die Beschaffenheit des für eine Siedelung ausgewählten
Platzes, wie auch zugleich über die Ursache und Zeit der Gründung
geben in vielen Fällen die Ortsnamen. Die Namen aus ältester
Zeit deuten in der Regel eine wesentliche Eigenschaft der Ortlich-
keit an. Gewöhnlich sind die mit „bruch, ried, marsch, masch,
born, bach u. s. w." gebildeten Namen älter als die mit „rode,
reute, Hägen, brand, schlag" zusammengesetzten, da jene die ur-
alten Siedelungen in Niederungen, diese aber die später ent-
standenen in neugeschaffenen Waldlichtungen bezeichnen. Für die
Entstehung vieler Dörfer wurde eine Burg oder ein Kloster die
Ursache; aber bei der Auswahl der Ortlichkeit sür diese Einzel-
siedelungen wurden natürlich die oben angeführten Gründe gleich-
falls berücksichtigt. Bei den Burgen kam daneben noch die Mög-
lichkeit leichter Verteidigung in Betracht, während bei den Klöstern
der Anlaß zur Gründung und zur Ortswahl oft auf ganz anderem
Gebiete liegt. Wenn auch bei vielen derartigen Dörfern die Be-
hausung der ehemaligen weltlichen oder geistlichen Herren vers-
chwunden ist, so kann man doch aus den Endungen auf „bürg,
sels, stein" oder „kirchen, kappel, zell" auf eine solche Entstehung
des Dorses schließen. — Bei den Städten, die meistens aus
Kleinsiedelungen emporwuchsen, sind die Gründe sür die Auswahl
der Ortlichkeit weniger bedeutsam als die Ursachen ihrer Ent-
wicklung aus kleinen Anfängen zur heutigen Größe. Nur bei den
ältesten Stadtgründuugen wurde die Ortswahl hauptsächlich durch
die gesicherte Lage gegen feindliche Angriffe beeinflußt (Bergstädte,
Städte in Flußgabelungen, aus Kapvorsprüngen oder aus küsten-
nahen Inseln).
Die Entwicklung einer Siedeluug wird vor allem
durch die Verkehrsverhältnisse und durch die Ausnutzung von
Bodenschätzen bedingt. In gleichartigen Landschaften mit vor-
wiegend Ackerbau treibender Bevölkerung entwickeln sich einzelne
Siedelungen inmitten kleiner Bezirke zu Landstädten als Verkehrs-
Zentren, und gewöhnlich wächst nur ein Ort, meist in der Mitte
des ganzen Gebietes, zur größeren Stadt empor (Münstersche
Bucht). In der Regel aber entstehen große Städte da, wo der
Durchgangsverkehr natürliche Ruhepunkte findet, also an den
Enden vielbegangener Pässe, an Straßenkreuzungen, namentlich
dort, wo wichtige Landwege die Wasserstraßen treffen, an den
Mündungen schiffbarer Ströme, an verkehrsreichen Meeresstraßen.
Ebenso wachsen Kleinstädte rasch empor, wenn sie an Stellen
liegen, wo Bodenschätze ausgebeutet werden (Bergwerksstädte, In-
dustrieorte in Kohlen- und Eisenrevieren, Badeorte). In einzelnen
Fällen ist das Ausblühen der Städte auch vou anderen Faktoren
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
28 V. Die Machtentfaltung der Staufer unter Friedrich I. und Heinrich Vi.
schwanden, schickte er nach Utrecht und den Kheingegenden, ferner 311 denen, die am Ozeane wohnen und von der Gewalt des Meeres zu leiden hatten, nämlich an die Holländer, Seländer und Fläminger, und zog von dort gar viele Ansiedler herbei, die er in den Burgen und Flecken L>ev Slawen wohnen ließ. Durch die herankommenden Fremdlinge wurden auch die Bistümer Brandenburg und Havelberg sehr gehoben, weil die Kirchen sich mehrten und die Zehnten zu einem ungeheuren (Ertrage erwuchsen. Rber auch das südliche (Elbufer begannen zu derselben Seit die Holländer zu bewohnen; sie besaßen von der Burg Zoltwedel an alles Sumpf= und Ackerland, nämlich das Balfemer und Trarsciner £anö mit vielen Städten und Flecken bis zum Böhmer Walde hin. Diese Länder sollen nämlich einst zur Zeit der (Dttonen die Sachsen bewohnt haben, wie man das an alten Dämmen sehen kann, welche an den (Elbufern im Sumpflande der Balsemer aufgeführt waren; als aber späterhin die Slawen die Oberhand gewannen, wurden die Sachsen erschlagen und das Land bis in unsere Seit hinein von den Slawen besessen. Jetzt aber sind, weil der Herr unserem Herzoge und den anderen Fürsten heil und Sieg in reichem Maße spendete, die Slawen aller Drten vernichtet und verjagt; von den Grenzen des Ozeans sind unzählige starke Männer gekommen und haben das Gebiet der Slawen bezogen und Städte und Kirchen gebaut, und haben zugenommen an Reichtum über alle Berechnung hinaus.
3. Städtepolitik der Staufer.1
a) Die Mainzölle.
M. G. Ss. sect. Iv, I, 162. Dom 6. April 1157.
Friedrich, von G. G. römischer Kaiser. . . . Ais wir von der Kaiserkrönung aus Italien zurückkehrten und nach Würzburg kamen, begegnete uns laute Klage der Bürger und Kaufleute, daß auf dem Main von Bamberg bis nach Mainz neue, ungewohnte und jeder Dernunft entbehrende Zölle an sehr vielen (Drten von den Kaufleuten gefordert und bei derselben Gelegenheit die Kaufleute häufig ausgeplündert würden. Da es unsre Pflicht ist, denjenigen, welche unrecht leiden, Schutz zu gewähren, ... so haben wir nach dem Urteil der Fürsten alle Zölle von Bamberg bis nach Mainz für immer verdammt, drei ausgenommen, deren einer bei Neustadt stets im Monat August sieben Tage vor und nach Mariä Himmelfahrt erhoben wird und wobei von jedem Schiff vier Pfennig gegeben werden; ebenso bei Aschaff euburg, und der dritte Zoll ist bei Frank* fürt, der dem Kaiser zusteht. Zur Beseitigung jedes nicht herkömmlichen Zolles und jeder verdammlichen Forderung befehlen wir kraft kaiserlicher Gewalt, daß nie jemand sich erdreistet, die Kaufleute, welche den Main hinauffahren oder am Flußufer, das als königliche Straße bekannt ist, die Seile ziehen, durch Soll oder auf irgendeine andre Weise zu beunruhigen. . . .
1 Dgl. Heil, Die Entwicklung der Städte im Mittelalter, Reihe Ii dieser Sammlung, Heft 38.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich August
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Extrahierte Ortsnamen: Ostasieu-Australien Amerika Australien Ostasien Japan China Ostindien Ostasien Australien Amerika Nordamerika Amerika Margnesas- Palan-Inseln Deutfch-Samoa
32 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart.
dessen Inseln wie an seinen Küsten Kolonien angelegt. Doch erstreckten sich ihre
Seefahrten auch aus das Rote Meer und den Indischen Ozean; ja nach Herodot
sollen phönizische Schiffe unter dem ägyptischen König Necho vom Roten Meere
aus Afrika umsegelt haben.
Auch die Griechen befuhreu zumeist das Mittelmeer, dann noch das
Schwarze Meer. Über das Mittelmeer hinaus wagten sich nur einzelne kühne
Seefahrer und auch nur selten. Einer von ihnen ist Pytheas von Massilia, der
um 340 v. Chr. an der Küste von England landete und von hier nordwärts
bis „Thüle" (vielleicht eine der Shetland-Jnseln) steuerte. Zur Zeit der Pto-
lemäer fuhren die Handelsschiffe der Griechen von den Handelshäfen am Roten
Meer aus teils längs der Ostküste von Afrika südwärts teils nach Indien hinüber.
Die äußersten Grenzgebiete der Schiffahrt des Altertums waren einerseits
Indien und die ostasrikanische Küste, anderseits die Britischen Inseln und (freilief)
nur einmal berührt) die Küste von Oberguinea. (Diese erreichte der Karthager
Hanno um 500 v. Chr.) Zum allergrößten Teile aber bewegte sich
der Seeverkehr des A l t e r t u m s auf dem M i t t e l m e e r e und war
daher im wesentlichen Küstenschiffahrt. Die „hohe See" wurde
gemieden.
Der Schauplatz des Land Verkehrs im Altertum waren vor allem die
das verkehrsreiche Mittelmeer umschließenden Länder, außerdem ein schmaler
Landstreifen zwischen 30. und 40.° n. Br., der von Kleinasien über die Hoch-
flächen Asiens nach Indien und in die Seidengebiete des asiatischen Ostens führte.
Von China brachten asiatische Händler die wertvollen Seidenstoffe über die
innerasiatischen Hochländer nach der Ostgrenze des römischen Reiches. — Die
Pfade, aus denen sich der Landverkehr des Altertums vollzog, waren zumeist
Saumwege, die sich an die Flnßlänse hielten, den Tälern folgten und die Pässe
aufsuchten. Die heutigen Karawanenwege sind ihre getreuen Abbilder. Doch
fanden sich auch schon in einzelnen Neichen des Altertums Kunststraßen, so in
China und Persien, sogar bei den alten Azteken und Peruanern. Namentlich
aber war das Römerreich in der Kaiserzeit bereits von einem Netz zum Teil
ganz vorzüglicher Straßen durchzogen, aus denen sogar ein staatlicher Post-
dienst — allerdings nur für die Zwecke der Staatsregierung — die Beförderung
in erstaunlich kurzer Zeit ermöglichte.
Als die Hauptadern des römischen Weltstraßennetzes sind zu bezeichnen:
1. Die Via Appia von Rom über Capua nach Rhegium, der sizilische
Straßenzug von Messina bis Agrigent, der jenseits des Meeres von
Karthago aus seinen Abschluß san'd in dem Straßennetz durch die
nordwestlichen Küstengebiete Afrikas.
2. Der Straßenzug von Rom über Aquileja nach Jstrien, Jllyrieu, durch
das heutige Ungarn bis Byzanz und weiter über den Bosporus nach
Asien.
3. Die Straße von Rom über Pisa, Genua, Massilia nach der Pyre-
näen-Halbinsel und endlich
4. die Linie über Mailand und die Alpenpässe nach Gallien, Britannien
und Germanien.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Herodot Necho Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Massilia England Afrika Indien Indien Oberguinea Kleinasien Indien China Altertums_Kunststraßen China Persien Rom Capua Rhegium Messina Karthago Afrikas Rom Byzanz Asien Rom Genua Massilia Mailand Gallien Britannien Germanien
34 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handels Wege bis zur Gegenwart.
Denn der Weg, den die Kreuzfahrer die Donau abwärts nach Asien und Klein-
asien einschlugen, wurde auch zur Handelsstraße, die sich bis nach Indien fort-
setzte. Außerdem traten die italienischen Handelsstädte sehr bald mit den Städten
Mitteleuropas in Handelsverbindungen.
Zu den wichtigeren Verkehrswegen des Mittelalters zählen in Europa wie
schon im Altertum die Alpenstraßen. Doch hat das Mittelalter noch weitere
Pässe dem Verkehr erschlossen: den Mont Cenis- und den St. Gotthard-Paß;
auch benutzten die Warenzüge der Venezianer und Augsburger Kaufleute vom
Etschtale her neben dem Brenner vielfach den Übergang über die Neschen-
Scheideck.
Dem Verkehr in der Richtung von Süd nach Nord dienten außerdem
hauptsächlich folgende Wege:
1. die fchon im Altertum benutzte Rhone-Saone-Rheinlinie;
2. der aus der Oberrheinischen Tiefebene zur Ostsee führende
Straßenzug (Mainz—frankfurt—kassel—braun schweig—lübeck);
3. die Fortsetzung der vom Brenner her nach Augsburg ziehenden
Straße; ihre nächsten Halteplätze sind Nürnberg, Bamberg;
bei Bamberg verzweigt sie sich und geht einerseits über Kassel nach
Nordwestdeutschland, anderseits über Leipzig nach Hamburg und
Stettin.
4. Ein Verkehrsweg aus sehr früher Zeit war ferner die Route
Adria—wiener Becken—marchtal^Mährische Pforte—oder- bzw.
Weichseltal.
5. Im Osten Europas lief vom Kaspischen Meer ein Handelsweg die
Wolga aufwärts bis zu deren Quelle und von hier nach Nowgorod,
dem Stapelplatze der Hanse, der wieder über die Ostsee mit Lübeck
in Verbindung stand. Aus diesem Wege gingen vielfach die Seiden-
zeuge Chinas und die Gewürze Indiens dem westlichen Europa zu.
Die wichtigeren westöstlichen Verkehrswege waren:
1. die Donanstraße; die ersten Kreuzfahrer benutzten sie, um nach
dem Hl. Lande zu kommen;
2. die aus dem Seinebecken nach dem Rhein (Straßburg) und von hier
durch Süddeutschland nach dem Wiener Becken ziehende Straße;
3. die Mainlinie, eine alte Verkehrs- und Handelsstraße;
4. eine Straße von den belgischen Häfen über Köln, Kassel und
Leipzig nach Breslau;
5. die Straße des Norddeutschen Tieflandes (von Holland über
Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Berlin und Frank-
surt a. d. Oder nach Polen).
Der Wegebau war in Europa mit der Auflösung des Römerreiches als-
bald verfallen, so daß es um den Zustand der Straßen vielfach recht traurig
bestellt war. Klagen über die Mangelhaftigkeit der Wege, die großen Handels-
straßen nicht ausgeschlossen, kehren daher in allen Berichten des Mittelalters
wieder.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Chinas
Extrahierte Ortsnamen: Donau Asien Indien Mitteleuropas Europa Altertum Nord Altertum Oberrheinischen Ostsee Mainz—frankfurt—kassel—braun Bamberg Bamberg Nordwestdeutschland Hamburg Stettin Europas Indiens Europa Rhein Kassel Leipzig Breslau Holland Hannover Braunschweig Magdeburg Berlin Frank- Polen Europa